Friedhelm Runge hatte vor zwei Jahren nach zehnjähriger Abstinenz wieder die Lust verspürt seinem "Baby", dem Wuppertaler SV, unter die Arme zu greifen. Im Hintergrund, ohne eine Position im Verein zu bekleiden, sponsert der Unternehmer den WSV - und das tatkräftig. Aus dem Umfeld heißt es, dass es ohne Runges Gelder schwierig werden könnte.
Und nun das: Am Montag telefonierte RevierSport mit dem 83-jährigen Runge, der über drei Jahrzehnte beim WSV als Präsident das Sagen hatte, und dieser zieht im Sommer einen Rückzug seiner WSV-Unterstützung in Erwägung.
"In drei Monaten laufen die zwei Jahre, die ich zur Unterstützung zugesagt habe, aus. Ich weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob ich weitermache", erklärt der Firmenchef von "Emka". Runge weiter: "Mich ärgern so viele Dinge. Und ich weiß nicht, ob ich noch einmal die Kraft habe, gegen diese anzugehen. Da wäre der Verwaltungsrat. Es kann einfach nicht sein, dass in Wuppertal der Vorstand alles macht und tut, hart arbeitet, aber keine Entscheidungsgewalt hat. Das muss sich ändern, wenn wir den nächsten Schritt machen wollen."
Wenn Wuppertal wirklich eine Fußballstadt ist, dann müssen das auch die Fans zeigen. Wir dürfen uns nicht mit Rot-Weiss Essen vergleichen. Aber Zahlen wie in Oberhausen, bei Fortuna Köln oder vielleicht auch Münster sollten auch bei uns möglich sein. Doch aktuell liegen wir da weit zurück.
Friedhelm Runge über die Zuschauerzahlen
Zwei weitere Punkte sind dem Familienvater auch ein Dorn im Auge: die Zuschauerzahlen und der marode Rasen im Stadion am Zoo. Laut Runge hat der WSV zwar die Drittliga-Lizenz erhalten, würde aber bei einem Aufstieg kein Spiel im Stadion am Zoo bestreiten dürfen. "Mit diesem Rasen bekommt man keine Lizenz. Da muss endlich etwas gemacht werden. Die Stadt will sich auch darum kümmern. Aber wenn man das angeht, dann dauert das bestimmt ein halbes Jahr bis da eine Heizung verlegt werden kann. Denn der aktuelle Rasen ist eine Katastrophe", betont Runge.
Und dann wären da noch die schlechten Zuschauerzahlen. Keine 1200 Fans kamen jüngst gegen den SV Lippstadt (3:0) ins Stadion. Überhaupt kann der WSV bis auf Spitzenspiele gegen Essen oder Münster keine zufriedenstellenden Besucherzahlen vorweisen. "Das ist schwer zu erklären. Die Mannschaft spielt erfolgreich und auch schön. Doch die Leute bleiben weg. Es hieß einst, dass das Stadion voll wird, wenn Runge weg ist. Doch das wurde es auch nicht. Man muss sich einfach mal die Frage stellen, was die Wuppertaler Fußballfans wollen? Wenn Wuppertal wirklich eine Fußballstadt ist, dann müssen das auch die Fans zeigen. Wir dürfen uns nicht mit Rot-Weiss Essen vergleichen. Aber Zahlen wie in Oberhausen, bei Fortuna Köln oder vielleicht auch Münster sollten auch bei uns möglich sein. Doch aktuell liegen wir da weit zurück. Wenn sich das alles mit Corona beruhigt, vielleicht kommen die Leute dann zurück. Da habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben", sagt Runge.
Und darf der Verein denn über den 30. Juni 2022 auf Runges Geld hoffen: "Ich muss mir das alles wirklich noch mal gründlich durch den Kopf gehen lassen", antwortet Runge und macht gleichzeitig doch Hoffnung: "Ich sehe ja, wie die Mannschaft, das Trainerteam, die Leute drumherum wie Thomas Richter, Stephan Küsters, Peter Neururer oder Gaetano Manno, aber auch die Geschäftsstelle mit Daniel Grebe und Jannis Hirt arbeiten. Sie machen das wirklich alle wundervoll. Hut ab! Das sind auch Leute, die ich geholt habe. Wir sind eine Mannschaft. Da fällt es mir auch nicht einfach das alles loszulassen."